Ehrliche Offenheit

Die Menschen sind auf der Suche nach Herzlichkeit und nach echten Begegnungen. Einem Menschen wirklich zu begegnen bedeutet, ihm aufgeschlossen gegenüberzustehen. Ihm in die Augen zu sehen, ein Lächeln auf den Lippen zu haben und ihm die Hand als Geste der Offenheit zu reichen. Wir Menschen sind von Natur aus neugierig und gesellig. Wir tauschen uns gerne aus, lassen uns bereichern von der Art unserer Mitmenschen. Kommunikation bedeutet, eine Einheit mit dem Gegenüber zu bilden. Welche Informationen sind relevant?


Wir kommunizieren, um uns weiterzuentwickeln, um Lösungen für uns zu finden. Wir lassen uns inspirieren und orientieren uns an Vorbildern. Je offener ein Mensch ist, desto schneller kann er lernen, sich regulieren oder sich im Idealfall neu ausrichten.
Das Leben ist Kommunikation. Alles, was wir sehen oder hören wirkt auf uns ein und birgt eine Information, die umgesetzt werden möchte. Voraussetzung ist Aufgeschlossenheit und Veränderungsbereitschaft.


Wir wünschen uns Offenheit und Vielfalt. Das gilt wohl für alle Menschen. Reicht es nicht, diese Eigenschaften ehrlich anzustreben? Scheinbar nicht, denn viele Menschen meinen, sich positionieren zu müssen, indem sie es sich auf die Fahnen schreiben. So kann man es in Leitbildern von Unternehmen und Schulen oder politischen Parteien nachlesen. Wir sind offen und vielfältig. Wir alle denken, dass wir offen und vielfältig sind. Das ist ein Unterschied! Offenheit ist leise und hört zu. Sie braucht keine Propaganda. Verbirgt sich hinter einer Propaganda nicht immer eine Lüge?


Viele Menschen positionieren sich nicht nur für etwas, sondern distanzieren sich auch von etwas, also stellen sich gegen etwas. Ich distanziere mich von menschenverachtenden Tendenzen und radikalen Organisationen. Da sind wir uns alle einig.
Herr W. gehört zu dieser Partei? Ich distanziere mich. Herr W. veröffentlicht in alternativen Medien? Ich distanziere mich. Ja, wovon eigentlich? Von Herrn W.? Oder von dem Gesagten?


Ich bin dafür… Ich bin dagegen… Wir sind uns alle einige. Wenn du dazugehören willst, bist du dafür und dagegen. Wir Menschen wollen immer dazugehören, niemals ausgeschlossen sein. Für einen Urmenschen wäre es das Todesurteil gewesen, nicht zu der Gruppe von Menschen dazuzugehören. Das Gefühl haben wir wohl immer noch in uns.
Es ist so einfach, sich anzuschließen und sich der allgemeinen Meinung anzupassen. Wenn du auch dafür und dagegen bist, gehörst du zu uns und bist ein guter Mensch. Also los, positioniere dich endlich! Wofür stehst du und wogegen bist du? Schließ dich uns an! So hat sich ein Teil unsere Gesellschaft zum perfekten Gutmenschentum entwickelt. Aber sind es wirklich gute Menschen? Gute Menschen sind gütig und gebend.


Das Gegenteil von Offenheit ist Ausgrenzung und Scheinheiligkeit. Das Gegenteil von Vielfalt ist Einfalt, also Eintönigkeit. Fällt euch etwas auf? Indem sich die Gutmenschen aufschwingen, sich von Menschen zu distanzieren, grenzen sie aus. Das ist keine Offenheit und keine Vielfalt. Das ist Ausgrenzung.


Entscheidend für ein gelingendes Miteinander ist ein offener Dialog. Meinungsvielfalt eröffnet Debattenräume für eine tiefergehende Auseinandersetzung. Wie wollen wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln, wenn einzelne Meinungen gar nicht erst gehört werden? Voraussetzung sollte nach wie vor sein, sich bewusst zu machen, dass wir uns alle eine offene und vielfältige Gesellschaft wünschen. Wir alle sollten unseren Mitmenschen offen gegenübertreten, ihnen in die Augen schauen und zuhören. Es gilt, wirklich offen und vielfältig zu leben. Nicht nur scheinheilig durch Positionieren und Distanzieren. Denn Ausgrenzung ist Faschismus und den kann niemand gebrauchen.


Kinder zeigen uns, wie wir Menschen eigentlich zusammenleben sollten. Große Kinderaugen tragen Aufgeschlossenheit in sich und das ganze Wesen strahlt Neugierde und Tatendrang aus. Vielleicht sollten wir uns mit Kinderaugen begegnen. Die eigene Borniertheit ablegen, die Skepsis weglassen und im Vertrauen zuhören, wer da vor einem steht und was er tatsächlich zu sagen hat. Die inhaltliche Aussage sollte zählen und nicht die allgemeine Annahme. Es gilt, dem gegenüber eine Chance zu geben und wirklich in den Austausch zu gehen. Was hast du mir zu sagen? Jeder Mensch hat unbeantwortete Fragen in sich, auf die er vielleicht durch eine herzliche Begegnung aufmerksam wird. Lasst uns wieder neugierig sein und ehrlich offen.
In Schulen beschreiben wir solche Situationen als Lernmomente. Kinder untereinander oder mit einem Lehrenden wirken aufeinander ein und jeder nimmt seine Informationen mit. Lernbegleiter sollten dabei Vorbilder sein. Die Kinder orientieren sich an den Menschen, die sie begleiten. So sollten die Erwachsenen in der Schule sich stetig in Selbstwahrnehmung üben und die Auseinandersetzung mit der eignen Person als Bereicherung empfinden.


Nun haben diese Menschen das Glück, sich jeden Tag von Kindern abschauen zu können, wie Offenheit und Neugierde funktioniert. Denn die Kinder sind genauso Vorbild für die Erwachsenen. Wir sind alle Menschen und jeder hat seine Entwicklungsaufgaben. Es gibt keine Hierarchie. Keiner ist wichtiger als der andere, denn das widerspricht uns Menschen. Wir streben alle nach Harmonie, Liebe, Frieden, Freiheit und Wohlstand. Nur hat jeder Mensch sich seine eigenen Strategien angeeignet, um glücklich zu werden. Dieses gilt es wahrzunehmen und abzugleichen. Denn nur gemeinsam können wir glücklich werden, wenn wir als Gemeinschaft, offen und ehrlich in Vielfalt zusammenleben.


Die Schule ist ein geeigneter Mikrokosmus, um ein gelingendes Miteinander zu leben. Das ist der Raum, um Mitbestimmung und Veränderungsfreude zu erfahren. Dort können sich Kinder ausprobieren, wie Miteinander funktioniert oder auch nicht funktioniert. Wo sind die Grenzen und wo ist die Gemeinsamkeit? Ein gelingendes Miteinander in der Schule macht Hoffnung für ein gelingendes Miteinander in der Gesellschaft. Das ist der Erfahrungsraum für die Gestalter unserer Zukunft. Eine Zukunft, die ehrlich offen ist, bunt und harmonisch und allen Menschen Wohlstand ermöglicht, um sich sicher und angenommen zu fühlen. Eine Zukunft, wo Meinungsvielfalt als Chance gesehen wird.

Ich, für meinen Teil, lebe schon heute so. Und was ist mit dir? Grenzt du noch aus oder beziehst du alle mit ein? Bist du frei oder gehemmt?

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